Der 28-Jährige hatte im vergangenen November in einem Hochgeschwindigkeitszug im südbayerischen Bundesland vier Fahrgäste mit einem Messer getroffen. Der Prozess konzentrierte sich darauf, ob sein Angriff durch islamischen Extremismus oder Schizophrenie motiviert war.
Der Mann , der einen Messerangriff auf einen deutschen Hochgeschwindigkeitszug verübt hatte, wurde am Freitag zu 14 Jahren Haft verurteilt.
Ein Gericht in München stellte fest, dass Abdalrahman A. schuldfähig war, obwohl er damals angeblich psychisch krank war.
Der 28-Jährige wurde des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung schuldig gesprochen.
Was hat das Gericht entschieden?
Der Vorsitzende Richter Jochen Boesl lehnte eine Einrede der psychischen Erkrankung aufgrund von sieben Gutachten ab und stellte ein dschihadistisches Tatmotiv fest.
Boesl sagte, der Angeklagte habe häufig Radiosendungen “mit islamistischem Inhalt” gehört und “spätestens ab Mai 2021” begonnen, sich “die Teilnahme am Dschihad oder bewaffneten Kampf” vorzustellen.
“Diese Ansichten haben ihn zu dieser Tat geführt”, sagte Boesl. “Er wollte nicht-muslimische Passagiere töten, weil sie seiner Ansicht nach Ungläubige waren und somit kein Recht auf Leben hatten.”
Was ist während des Angriffs passiert?
Am 6. November 2021 war Abdalrahman A. in einem ICE-Zug von Passau nach Nürnberg unterwegs, als er vier weitere Fahrgäste mit einem Messer bedrohte und drei von ihnen schwer verletzte.
Bei dem Verdächtigen wurde ein Klappmesser mit einer 8 Zentimeter langen Klinge gefunden.
Medienberichten zufolge befanden sich damals mehr als 200 Menschen im Zug, mehrere schritten ein, um zu verhindern, dass der Angreifer andere Menschen verletzte.
Warum ist dieser Fall wichtig?
Zum Zeitpunkt des Angriffs zweifelten die Ermittler an einem terroristischen Motiv für den Vorfall und sagten, der Angreifer leide offenbar an psychischen Problemen und habe im Zug um Hilfe gerufen.
Der Angeklagte wurde zunächst in eine psychiatrische Abteilung gebracht, kam aber zwei Monate später in Untersuchungshaft, wo er bis heute blieb.
Während des zweimonatigen Prozesses hat die Bundesanwaltschaft ein islamistisches Motiv für die Tat vertreten und eine lebenslange Haftstrafe wegen mutmaßlichen versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung gefordert.
Nach Angaben des deutschen Geheimdienstes besuchte Abdalrahman A. eine salafistische Moschee und versuchte angeblich, seinen Teil zum Dschihad beizutragen, indem er Nicht-Muslime tötete.
Die Verteidigung argumentierte unterdessen, dass der Angriff das Ergebnis einer Wahnvorstellung sei, die durch die paranoide Schizophrenie ihres Mandanten verursacht wurde, und forderte die Unterbringung des Angeklagten in einer psychiatrischen Einrichtung.
Mehrere Zeugen, darunter der Gefängnispsychiater, erklärten, der Angeklagte sei schizophren.
Abdalrahman A., palästinensischer Herkunft, lebt seit 2014 als Flüchtling aus dem kriegszerrütteten Syrien in Deutschland.
Er lebe in Passau und habe kürzlich seinen Job verloren, teilte die Polizei mit.
Islamistische Extremisten haben in den vergangenen Jahren mehrere gewalttätige Anschläge in Deutschland verübt, der tödlichste war ein Amoklauf eines Lastwagens auf einem Berliner Weihnachtsmarkt im Dezember 2016, bei dem zwölf Menschen ums Leben kamen.
Vor kurzem wurde ein syrischer Dschihadist im Mai 2021 zu lebenslanger Haft verurteilt, weil er einen Deutschen erstochen und seinen Partner bei einem homophoben Angriff in der östlichen Stadt Dresden schwer verletzt hatte.
Quelle: DW