Thomas Strobl wird nicht mehr als CDU-Landesvorsitzender in Baden-Württemberg kandidieren. Warum er geht, wer ihm nachfolgt und was das für die Koalition bedeutet.
Nach monatelangem Machtpoker ist es so weit: Thomas Strobl gibt den CDU-Parteivorsitz in Baden-Württemberg ab, weicht dem 35-jährigen Manuel Hagel. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Generationenwechsel.
Warum zieht sich Thomas Strobl zurück?
Thomas Strobl gilt eigentlich als Steh-Auf-Mann in der CDU. Wenn wieder eine CDU-Spitzenkandidat*in scheiterte – Strobl war da. Der 63-Jährige führt die Landes-CDU seit zwölf Jahren. Aber seit der Polizeiaffäre, seit dem Sexskandal rund um den obersten Polizisten des Landes, galt Strobl als angeschlagen. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss lähmt seitdem das politische Stuttgart, in der Aufklärung der Affäre geht es unter anderem auch um die Rolle des Innenministeriums bei der Besetzung von Führungspositionen.
Schon vor zwei Jahren hatte Strobl bei seiner Wiederwahl zum Parteichef nur 66,5 Prozent erhalten. Der Ruf nach Erneuerung ist groß, auf dem Parteitag im November wäre Strobl aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr zum Parteichef gewählt worden.
Wer ist sein Nachfolger Manuel Hagel?
Jung, konservativ, ehrgeizig – Manuel Hagel ist Fraktionsvorsitzender der CDU in Baden-Württemberg. Er scharrt schon länger mit den Hufen, hat auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, um den CDU-Vorsitz zu übernehmen.
Hagel gilt als Hoffnungsträger seiner Partei. Es ist ihm gelungen, die zerstrittenen Parteiflügel nach den vergangenen Wahlschlappen einigermaßen zu befrieden. Er möchte der Baden-Württemberger CDU neues Selbstbewusstsein einhauchen, mehr konservative Akzente im Regierungsbündnis setzen. Der gelernte Bankkaufmann und Betriebswirt von der Schwäbischen Alb steht fürs stramm Konservative in seiner Partei, verfolgt nach eigenem Bekunden aber einen Kurs der Mitte.
Warum erfolgt der Wechsel jetzt?
Hinter den Kulissen der CDU tobt schon länger ein Machtpoker zwischen dem Innenminister und dem Fraktionsvorsitzenden. Der junge Manuel Hagel ist zwar politischer Ziehsohn von Thomas Strobl, hält einen Rücktritt Strobls aber schon länger für überfällig.
Nach der Polizeiaffäre im Land ist Strobl angeschlagen und isoliert in seiner Partei. Hagel will den Vorsitz jetzt übernehmen, um bekannter im Land zu werden und die CDU in Baden-Württemberg inhaltlich auf einen gemeinsamen Kurs zu bringen. Es gilt als wahrscheinlich, dass er 2026 auch die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl anstrebt – und als CDU-Ministerpräsident die grüne Ära von Winfried Kretschmanns beenden möchte.
Was heißt das für die grün-schwarze Koalition?
Auf das Regierungsbündnis von Grünen und CDU in Baden-Württemberg kommen unruhigere Zeiten zu. Thomas Strobl bleibt zwar Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident, auch weil Strobl als Vertrauter Kretschmanns gilt und die beiden gut zusammenarbeiten.
Aber Manuel Hagel wird stärker versuchen, eigene Akzente zu setzen und sich zu profilieren; das Konservative im Regierungsbündnis zu betonen. Das wurde zuletzt schon deutlich, als er ein Papier mit Forderungen für eine schärfere Flüchtlingspolitik vorlegte. Viele dieser Forderungen hält Ministerpräsident Kretschmann für populistisch.
Quelle : zdf