Irantreue Milizen greifen amerikanische Militärstützpunkte in Syrien und im Irak an. Teheran weist jedoch alle Verantwortung von sich. Das wollen die USA nicht länger hinnehmen.
Die Vereinigten Staaten haben Iran vorgeworfen, aktiv darauf hinzuwirken, dass Teheran-treue Milizen in Syrien und Irak amerikanische Militärbasen angreifen. „Wir wissen, dass Iran diese Vorfälle genau beobachtet, in manchen Fällen diese Angriffe aktiv unterstützt und andere ermutigt, die den Konflikt für ihre eigenen Interessen oder jene Irans ausnutzen wollen“, sagte der Sprecher des Weißen Hauses John Kirby.
In der vergangenen Woche habe es eine Zunahme solcher Attacken gegeben. Das werde man nicht hinnehmen. Präsident Joe Biden habe das Verteidigungsministerium angewiesen, sich auf eine Verschärfung der Lage einzustellen und angemessen zu reagieren, sagte Kirby. Kürzlich hatte das Pentagon die Verlegung zusätzlicher Raketenabwehrkapazitäten in die Region bekannt gegeben.
Iran hatte nach dem Überfall der Hamas auf Israel mehrfach damit gedroht, dass Teheran-treue Milizen im Libanon, Irak, in Syrien und im Jemen den Konflikt ausweiten könnten, falls Israel seine Offensive im Gazastreifen nicht beende. Zugleich ließ Teheran die eigene Rolle im Ungefähren und behauptete, die Milizen seien eigenständig. Es war das übliche Doppelspiel, mit dem Teheran Vergeltungsschläge auf das eigene Territorium zu vermeiden sucht. Das will Amerika nicht länger hinnehmen. Der Sprecher John Kirby sagte, man werde Iran nicht erlauben, die eigene Rolle zu verschleiern.
Irak sichert US-Truppen Schutz zu
Die Eskalation bringt die irakische Regierung, die immer zwischen den Interessen der Vereinigten Staaten und des übergriffigen Nachbarn Iran navigieren muss, in eine heikle Lage. Iraks Ministerpräsident Muhammad Shia al-Sudani bekam in den vergangenen Tagen einige Anrufe der Regierung in Washington, auch von Verteidigungsminister Lloyd Austin.
Ihm gegenüber versicherte er noch einmal, dass die Iraker entschlossen seien, die amerikanischen Truppen zu schützen, die auf Einladung Bagdads im Rahmen der internationalen Koalition gegen den „Islamischen Staat“ (IS) im Irak stationiert sind. Sudani, der sich im Inneren auf Verbündete stützt, hatte angekündigt, die Schuldigen an den Attacken auf das amerikanische Militär zur Rechenschaft zu ziehen.
Doch die Teheran-treuen schiitischen Milizen, die mutmaßlich hinter der Eskalation stecken, wollen sich die Angriffe nicht verbieten lassen. Die Gruppe Harakat Hizbullah al-Nujaba, die zum radikalen Spektrum gezählt wird, sprach in einer Erklärung von „Besatzungstruppen“, welche die irakische Souveränität bedrohten. Auch „die Zionisten“ seien unter diesen Kräften, hieß es weiter. Die Regierung müsse vielmehr jene zur Rechenschaft ziehen, „die die Präsenz der Besatzer beschönigen“.
Iran und Russland kooperieren
Auch in Syrien gerieten amerikanische Militärstützpunkte unter Beschuss. An der syrischen Grenze zu Israel haben Iran-treue Kräfte ihre Präsenz ebenfalls verstärkt. Mehrmals hat die israelische Luftwaffe in den vergangenen Tagen die Flughäfen in der Hauptstadt Damaskus und der Großstadt Aleppo bombardiert-Laut Einschätzung von Militärfachleuten geht es darum, iranischen Nachschub zu unterbinden. Im Osten Syriens weitet Iran seit Jahren seine Präsenz aus und arbeitet an Möglichkeiten, den amerikanischen Truppen Nadelstiche zu versetzen. Dazu gehören laut Angaben örtlicher Journalisten auch Zahlungen an syrische Stämme, die im Zweifel Angriffe verüben könnten.
Bei seinen Bemühungen, die amerikanischen Truppen aus Syrien zu verdrängen und den Einfluss Washingtons in der Region zurückzudrängen, erhält Iran teilweise Unterstützung aus Russland. Die „Washington Post“ berichtete vor einigen Monaten über Dokumente, die dies belegen sollen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow gab dem iranischen Regime am Montag Rückendeckung für seine Drohungen gegen Israel.
Nach einem Treffen mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi sprach das russische Außenministerium in einer Mitteilung von einer „gewohnt vertrauensvollen Atmosphäre“. Man habe sich auf einen Ausbau „des ganzen Komplexes der facettenreichen Partnerschaft zwischen Russland und Iran“ verständigt. Iranische Staatsmedien berichteten, Lawrow habe gesagt, in Gaza würden die Rechte wehrloser Menschen verletzt. Raisi rief Russland auf, im UN-Sicherheitsrat Gaza-Resolutionen zu blockieren, die von Amerika initiiert würden.
Quelle : faz