US-Präsident Biden hat offenbar auf eine Verschiebung der Bodenoperation in Gaza gedrungen, um mehr Geiseln freizubekommen. Das ist für Israel eine zweischneidige Entwicklung.
Israel ist erwartungsgemäß relativ schnell an den Punkt gekommen, an dem sich seine Partner mit freundschaftlichen Ratschlägen in das weitere Vorgehen einmischen. Der französische Präsident Macron hatte da als Nachzügler der westlichen Unterstützer- und Mahnerfront am Dienstag nicht nur die übliche Sprachregelung im Gepäck (Terroristen bekämpfen, aber humanitäre Belange beachten). Er forderte auch gleich wieder die politische Lösung des Nahostkonflikts.
Macrons politisches Risiko
Darüber wird man sich in Israel derzeit am wenigsten Gedanken machen und vermutlich auch nicht auf seinen Vorschlag vertrauen, eine Anti-Hamas-Koalition nach dem Vorbild der Anti-IS-Koalition einzurichten. Letzterer gehören arabische Staaten an, die sich kaum militärisch in Gaza engagieren dürften. Sollte Macron selbst diesen Schritt gehen, dann wäre das angesichts der Stimmung in Frankreich politisch nicht ohne Risiko für ihn.
Für Israel ist letztlich die Position der Vereinigten Staaten entscheidend. Dass Präsident Biden offenbar auf eine Verschiebung der Bodenoperation gedrungen hat, um mehr Geiseln freizubekommen, hat zwei Seiten.
Auf der einen wird es auch für Israel militärisch und politisch leichter, je weniger Geiseln die Hamas in der Hand hält. Andererseits gibt das Land damit die Initiative aus der Hand und verschafft seinen Feinden, auch denen an anderen Orten, taktisch wertvolle Zeit. Um eine baldige Entscheidung kommt Netanjahu nicht herum.
Quelle : faz